Ausstellung Galerie Töplitz, Pressetext
In der Ausstellung „Eyland“ zeigen Antje Majewski und Juliane Solmsdorf neue Arbeiten, die explizit für den Ausstellungsraum der Galerie Töplitz entstanden sind.
Die beiden Künstlerinnen kooperieren seit 2007 regelmässig und entwerfen seitdem auch gemeinsam Ausstellungen, in denen ihre Arbeiten durch die Benutzung unterschiedlicher Medien jedoch immer klar voneinander zu unterscheiden sind.
Der Titel „Eyland“ bedeutet kleine Insel, verweist aber auch auf die Augen (“eye”) des Betrachters. In der Ausstellung wird zum einen auf die Insel Töplitz Bezug genommen – als Teil der „Potsdamer Kulturlandschaft“ ein Ort für paradiesische Zusammenklänge von Natur und Kultur – und zum anderen auf die Installation des französisch/amerikanischen Künstlers Marcel Duchamp (1887-1968) : „Gegeben sei: 1. Der Wasserfalll, 2. Das Leuchtgas“ („Etant donné: 1. La chute d´eau, 2. Le gaz d´éclairage“).
An diesem letzten grossen Oeuvre hat Duchamp von 1946-1966 gearbeitet und als ein Diorama installiert, das nur durch zwei kleine Löcher einer hölzernen Tür betrachtet werden kann. Der Blick des Betrachters fällt auf einen im Gras liegenden nackten Körper, der in seiner linken Hand eine Gaslaterne hält. Dieser weibliche, aus Wachs geformte Körper bietet sich den Blicken der Betrachter so dar, daß sie unweigerlich zu Voyeuren werden. Im Hintergrund befindet sich eine landschaftliche Idylle mit einem künstlichen Wasserfall in Form einer stellenweise bemalten Fotocollage. Marcel Duchamp fertigte ausserdem eine Reihe von kleinen Objekten nach Abformungen, die er am Wachskörper machte.
Die Malereien von Antje Majewski zeigen jeweils einen weiblichen Akt: “Juliane Solmsdorf beim Abformen ihres Knies” stellt die Künstlerin dar, während sie an sich selbst eine Abformung abnimmt, die später zu einem Objekt wurde, das in der Ausstellung zu sehen ist. Anders als der liegende, gesichtslose Körper bei Duchamp ist die Künstlerin aktiv. Ihr nackter Körper erscheint nicht passiv dem voyeuristischen Blick dargeboten, sondern als handelndes Subjekt.
“Mami Wata” zeigt eine weibliche Gestalt von hinten, die in eine riesige Muschel hineinschaut oder dabei ist, in sie hineinzusteigen. Man kann sie als eine Umkehrung der auf der Muschel erscheinenden Venus sehen, die das Meer den Menschen zuträgt. Mami Wata ist die Bewohnerin der Muschel, die in einer urtümlichen Landschaft liegt. Der Titel bezieht sich auf eine westafrikanische Meeresgottheit. Für Majewski sind die von Duchamp abgeformten Objekte auf eine ähnliche Art “bewohnt”, wie das eine Muschel für das magische Denken sein kann, wobei in beiden Fällen erst ein Mensch das Wesen dieses Dings zum Vorschein bringen kann.
Die Landschaft wurde einem historischen Diorama aus dem Naturkundemuseum Berlin entnommen, das eine Urlandschaft zeigt, wie man sie sich für die Berliner Umgebung zu Beginn des 20.Jh vorstellte. Auch Duchamp verwendete für seinen Akt eine Landschaft, die er auf einer idyllischen Schweizer Postkarte gefunden hatte.
Die Objekte von Juliane Solmsdorf setzen sich mit den Themen Betrachter, Wasser und Körperabdruck auseinander, die in Duchamps Diorama eine wesentliche Rolle spielen.
„Peephole 1“ und „Peephole 2“ bestehen aus jeweils einer weiss lackierten Holzplatte, die mit Löchern versehen sind und als Halter für Sonnenbrillen dienen.
Diese Arbeit ist der Nachbau einer sog. „Remarked Sculpture“. So bezeichnet Solmsdorf gefundene Situationen, die sie fotografiert und dann rekonstruiert. Die Objekte stehen wie Auslageflächen von Strassenverkäufern mitten im Ausstellungsaum in unmittelbarer Nähe zu den beiden Akten von Antje Majewski.
Die Sandskulptur auf einem Marmor-Sockel „A Falling Water“ ist ein rechteckiger, ehemals als Aquarium genutzter Glaskasten, der auf gekreutzten Marmorplatten steht und mit Sand gefüllt ist, in dem der Urinstrahl der Künstlerin einen Abdruck hinterlassen hat. Der Abdruck des rechten Knies der Künstlerin – den sie als Akt im Bild von Antje Majewski als Ton abformt – liegt im Ausstellungsraum in positiver Form aus Gips gegossen wie ein Findling auf einer schwebenden Marmorplatte: „Zweitausendzehnundeine Nacht“ zeigt sowohl Knie als auch Kniekehle der Künstlerin und ist ihr erstes „objet cherché“.
See: Mami Wata, 2010-11