Fragen:
Warum sind wir uns begegnet??
Wer lenkt unsere Reise?
Was werden wir sehen?
Hinweise:
Im März kam Antje nach China. Sie zeigte mir mehrere Objekte, und drei von ihnen wurden in China gekauft. Das ist ihr Grund, China erneut zu besuchen: Um alles über das, woher dieser Objekte kommen, zu erfahren.
Nachdem ich diese drei Objekte untersucht hatte, kamen mir sofort ein paar Hinweise in den Sinn. Es sind Hinweise aus meinem eigenen Leben. Teekanne – Ich trinke oft mit Tee-Freunden in meiner Freizeit Tee. Sie glauben, dass Tee die Spiritualität steigern kann; Meteorit – Die Mutter meiner guten Freundin Lu Ling ist eine Wissenschaftlerin aus dem Volk[1]. Sie forscht über Einschlagkrater. Sie ist eine angesehene Person voller Enthusiasmus und bleibt bei ihren Ergebnissen und Theorien, egal, ob offizielle Wissenschafter ihre Theorien ausschließen; die Buddhahand-Skulptur – Während der letzten Jahre lernte ich die Weisheit des Buddhismus und Taoismus. Ich hatte das Gefühl, dass diese Buddhahand damit zu tun hat. Ich suchte ihre Geschichte also im Internet und fand heraus, dass sie von Guan Yin[2] handelt.
Als ich Antje das erzählte, war sie ganz aufgeregt, dass alles so „richtig“ schien. Dieses „richtig“ verstehe ich so: Wie in einem unbekannten Meeresgebiet reisen und Schätze finden. Und die Objekte, die sie mitbrachte, sind Fragmente einer Schatzkarte. Ich bin nur eine Seefahrerin, die versucht, einen sehr kleinen Teil der Schatzkarte zu interpretieren.
Versteckte Fragen:
Warum hat Antje unter verschiedensten Dingen diese Objekte ausgewählt?
Warum habe ich diese Hinweise unter all diesen Informationen bemerkt?
LOG1:Die Teekanne
Wir begannen unsere Reise und folgten den Hinweisen.
Zuerst besuchten wir einen Teekannen-Experten namens Huang Jian. Ich habe von anderen Tee-Freunden gehört, dass ihn viele Leute um Hilfe beim Aussuchen guter Teekannen bitten. Unser Gespräch begann mit Antjes Teekanne. Sie hat die Form einer eleganten Hand. Wir sprachen aber nur sehr kurz darüber. Seiner Beschreibung nach ist sie keine gute Teekanne, weder was die Handwerkskunst noch was den Stil angeht. Die meiste Zeit des Tages sprachen wir über Tee, Energie, Spiritualität und Bewusstsein. Huang Jian, mit seinem reichen Wissen über traditionelle chinesische Kunst und Kultur, erzählte uns seine Ansichten und Erfahrungen, sehr beeindruckend.
Huang Jian nahm uns am Abend mit in ein Teehaus. Ein Tee-Freund hatte dieses Teehaus eröffnet, damit mehr Freunde gemeinsam Tee trinken konnten. An jenem Abend saßen mehr als zehn Leute um diesen Teetisch herum. Es war Antjes erster Besuch und sie hatte viele Fragen. Aber die meiste Zeit lächelten sie nur, ohne zu antworten. Der Teemeister goss das heiße Wasser ruhig in die Teekanne, tat den Deckel darauf und filterte den Tee. Für kurze Zeit schloss er seine Augen und nahm einen langsamen tiefen Atemzug. Dann ergriff er die Teekanne, teilte den Tee mit uns und sagte: „Wenig sagen, noch weniger denken, mehr Tee trinken.“ Wir saßen da und sahen die Augen aller geschlossen, ihre Gedanken schwebten weit weg, ihre Gesichter erfüllt von Wohlbehagen und Frieden, und wir dachten, dass wir nicht mehr Erklärungen brauchten.
LOG2: Der Meteorit
Bei der nächsten Reise führte uns Lu Ling in das Dorf Yang Wu Sha, wo es einen großen Meteoriten gibt. Lu Ling hatte uns ihre Theorien vorher erklärt. Sie ist davon überzeugt, dass auf die Erde gefallene Meteoriten der Ursprung des Lebens sind. Der große Meteorit in Yang Wu Sha ist der beste Beleg für ihre Theorien. Yang Wu Sha profitiert stark von seiner einzigartigen Umgebung. Es liegt am Fuße eines Nationalparks namens Berg Nan Kun. Das Quellwasser des Berges ist gut für die Ernte und die Dorfbewohner. Bambus wächst dort im Überfluss. Die Leute dort verarbeiten Bambusmöbel-Teile und jeder hat Arbeit, lebt ein komfortables Leben.
Nachdem wir ausgestiegen waren, führten uns Lu Ling und ein paar Dorfbewohner zu ihrem kostbaren Meteoriten. Er wurde auf einen Marmorsockel gesetzt, vor der Ahnenhalle beim Fischteich. Es ist ein schwerer, schwarzer Eisenmeteorit. Seine Oberfläche ähnelt der von Antjes kleinem Meteoriten. Geformt ist er wie ein Horn, darum nennen ihn die Dorfbewohner auch den „eisernen Ochsen“.
Geschichten vom eisernen Ochsen gingen im Dorf um. Vor 300 Jahren, als das Dorf errichtet wurde, überwachte ein Feng-Shui-Meister[3] die Anlage des Dorfes. Die Leute fanden den großen Stein beim Ausheben des Fischteichs. Sie trugen ihn beiseite und gruben weiter. Aber am nächsten Tag war der Stein wieder im Fischteich. Das passierte mehrere Male. Die Leute hielten ihn für ein Steinmonster. Sie baten den Feng-Shui-Meister, sich darum zu kümmern. Er ließ die Leute mit einer Axt eine kleine Spalte in den Stein hauen, und er bewegte sich nicht mehr. In einer anderen Geschichte wurde der Fischteich errichtet, aber die Fische starben immer. Die Dorfbewohner dachten, dass das Steinmonster die Fische fraß, und der Feng-Shui-Meister löste das Problem.
Darüber hinaus gibt es im Dorf viele interessante Bräuche. Die Position der Tür der Ahnenhalle zum Beispiel. Der Feng-Shui-Meister sagte den Dorfbewohnern, als sie einen Ort für die Tür wählen sollten, dass die eine Seite der Tür Reichtum begünstigen würde, die andere Seite wäre der Fortpflanzung dienlich. Die Dorfbewohner wählten die Seite, die ihnen mehr und mehr Kinder geben würde. Auch sagt man, dass die Anlage des Dorfes auf der Karte des Kaiserpalastes basiert. Als wir die Google-Karte öffneten, um die Satellitenbilder davon zu prüfen, konnten wir sehen, dass der Teich und die Ahnenhalle das Zentrum bilden und rund um sie Häuserreihen gebaut wurden. Das Mysterium darin können nur sehr wenige Menschen sehen, die dieses ganz spezielle Wissen meistern.
Nun sind 300 Jahre vergangen und Lu Ling besuchte Yang Wu Sha für ihre Forschung. Nach wissenschaftlichen Tests bestätigte sie, dass es sich um einen Meteoriten aus dem Weltall handelt. Mehr und mehr Touristen besichtigen den Meteoriten, nachdem das berichtet wurde. Nun behandeln die Dorfbewohner den Stein wie ihren Beschützer. Lu Ling wurde auch zu einem wichtigen Mitglied des Dorfes. Sie hoffen, durch den Meteoriten Touristen anziehen zu können, Öko-Tourismus entwickeln zu können, um der Mine von Metallen der seltenen Erden, die sich nahe dem Dorf befindet und ihre Heimat verseucht, etwas entgegenzusetzen. Sie mögen gesegnet sein!
Antje Gästebuch.jpg / Antje oin Meteoritendorf
LOG3: Buddhas Hand[4]
Der Trip in die Provinz Zhejiang war von allerlei Zufällen begleitet[5].
- Die Stadt Jinhua in Zhejiang ist der Ursprung der goldfingrigen Zitrone. Der Tempel von Chisong in der Stadt Jinhua ist der legendäre Ort, an dem Huang Chu Ping[6] Taoismus praktizierte und schließlich unsterblich wurde.
- Nach der Legende hat sich Guan Yins Hand in die Buddha-Hand-Zitrone verwandelt. Der Bai-Que-Tempel der Pfirsichblüteninsel in der Stadt Zhoushan war der Ort, an dem Prinzessin Miao Shan[7] Buddhismus praktizierte und Guan Yin wurde.
- Es war zufällig der Tag von Guan Yins Geburtstagsfeierlichkeiten[8], als wir in Zhoushan waren.
Wir wollten drei Orte nacheinander besuchen: den Bai-Que-Tempel auf der Pfirsichblüteninsel; den Palast des Unsterblichen Huang der Stadt Chisong; die Plantagen, auf denen die Buddha-Hand-Zitrone angebaut wird, ebenfalls bei Chisong. Diese drei Orte sind in gewisser Hinsicht Orte des Beginnens.
Bai-Que-Tempel und Guan Yin:
Während Guan Yins Geburtstagsfeierlichkeiten, ein prachtvolles buddhistisches Fest, schien die Pfirsichblüteninsel im Vergleich zum Berg Putuo[9], den die meisten Pilger besuchten, ziemlich ruhig. Im Bai-Que-Tempel waren Mönche in gelber Kasaya und Laien-Buddhistinnen in dunkelbraunen Roben geschäftig, kaum Touristen.
Wir suchten zuerst nach Hinweisen auf Antjes Buddha-Hand-Skulptur. Im Tempel trafen wir einen Mönch. Wir erzählten ihm, wie Antjes Objekte uns hierher geführt hatten, und was der Zweck unserer Reise war. Er hörte uns geduldig an. Antje gab ihm die Buddha-Hand und hoffte auf Antworten. Er sah sie nur kurz an und sagte: „Verehre die Guan Yin, und du wirst wissen.“
Antje hatte das Gefühl, nicht mehr länger fragen zu müssen. Wir begannen, im Tempel herumzugehen und uns zu entspannen. Wir gingen zum Guan-Yin-Tempel, der sich ganz oben befand, verbrannten Räucherstäbchen und beteten. Im Tempel faltete eine Gruppe von Laien-Buddhistinnen farbige Papier-Lotusblumen. Es waren alles ältere Damen. Wir wurden neugierig, gingen hinüber, um zuzusehen. Sie begrüßten uns herzlich, hießen uns niedersitzen und brachten uns bei, Lotus zu falten. Das war Teil des Segens. Vor dem Geburtstag von Guan Yin hält der Tempel sieben Tage des Segens ab. Während dieser Zeit tun die Mönche und Laien-Buddhistinnen ihr Bestes, um für alle Lebewesen und die Toten zu beten. Nach Guan Yins Geburtstag gibt es weitere sieben Tage Segen. Das ist der ganze Ablauf.
Ein Lotus wurde aus zwölf quadratischen Papieren gefaltet. Jedes Blatt bildete ein Blütenblatt und wurde verbunden. Wir öffneten die gefalteten Papiere schließlich vorsichtig, als ob wir Zeugen eines goldenen Lotus in voller Blüte wären. „Wow!“ Wir waren verblüfft von ihrer Schönheit. Die älteren Damen spendeten uns ebenfalls Beifall.
Am nächsten Tag war Guan Yins Geburtstag. Eine Zeremonie sollte am Strand abgehalten werden. Wir nahmen die früheste Fähre zur Pfirsichblüteninsel. Am Morgen verbrannten die Leute Tributpapier, etwa in der Form von Goldbarren. Kurz nach dem Essen stellten sich die Leute in eine Reihe. Mönche hielten Baldachine und heilige Instrumente. Die Laien-Buddhisten hielten die Papiergeschenke, die sie gemacht hatten, kleine Papierlotus-Türme, Papier-Goldbarren-Türme und so weiter. Am Beginn der Schlange trugen einige Leute ein großes, farbenfrohes Papierboot gefüllt mit Tributpapier. Die Schlange bewegte sich in Richtung Strand, als die Musik begann. Alles geschah sehr kurz und schnell. Am Strand war würdevoll ein Altar aufgebaut. Die hohen Mönche leiteten eine kurze Zeremonie. Die Leute zündeten das große Papierboot an, und dann traten sie einer nach dem anderen an, um ihre Papiergeschenke darzubringen – sie ins Feuer zu werfen und zu Asche verbrennen zu lassen. Gleich danach gingen sie wieder in einer Reihe zum Tempel zurück.
Der Strand wurde wieder ruhig. Wellen flatterten ans Ufer wie das Atmen des Meeres. Wir blieben am Strand und staunten. In meinem Kopf stiegen viele Fragen auf.
Warum bin ich hier? Aufs Meer schauend, wohin muss ich gehen?
Was zieht mich so sehr an? Was erwarte ich, während ich in die Ferne sehe?
Leben die Menschen für eine Aufgabe? Was ist meine eigene Aufgabe? Was ist der Sinn des Lebens?
Antje war barfuß, sie stand im Wasser und betete still, mit geschlossenen Augen und lächelnd: Ihre Stimme muss gehört worden sein.
Der Palast des Unsterblichen Huang und Taoismus:
Unsere Herzen waren voller Freude und Frieden nach dem Besuch des Bai-Que-Tempels. Dann gingen wir zum heiligen Ort des Taoismus – dem Palast des Unsterblichen Huang. Wenn unsere Reise zum Bai-Que-Tempel unsere Herzen zu einer weit entfernten Höhe gelenkt hatte, dann brachte uns die Reise zum Palast des Unsterblichen Huang zurück zur glücklichen Welt auf Erden. Der Tempel wurde auf einen Hügel gebaut, hat aber auch eine enge Verbindung mit den Dorfbewohnern am Fuße des Hügels. Die meisten der taoistischen Priester sind jung und lebhaft, Männer und Frauen tragen dasselbe Gewand, sie behandeln einander gleich.
Es gab auch einen Guan-Yin-Altar im Tempel des Unsterblichen Huang. Den taoistischen Geschichten zufolge wird Guan Yin auch Ci Hang[10], die Taoistin genannt. Man sagt, das sei das Ergebnis der Verschmelzung der beiden Religionen, als der Buddhismus in die zentralen Ebenen[11] eindrang, wo der Taoismus vor vielen Jahren vorherrschte.
Wir sprachen mit einem jungen Taoisten im Tempel und fragten ihn nach der Buddha-Hand. Er sagte, die fingrige Zitrone habe nichts mit Taoismus zu tun, aber die Stadt sei reich an goldfingrigen Zitronen. Am Ende jedes Jahres stünden überall auf den Straßen Töpfe mit goldfingrigen Zitronen. Nun sei die Saison dieser Frucht vorbei. Nachdem er das gesagt hatte, ging er aufgeregt hinaus und brachte uns einen Topf mit goldfingrigen Zitronen, der noch nicht verdorrt war. Er schenkte Antje eine der letzten Früchte.
Wir gingen an einem Teehaus in einem Hof vorbei und trafen einen anderen Taoisten, der Kräuter trocknete. Als er erfuhr, dass wir uns für Taoismus interessierten, kopierte er uns viele E-Books wertvoller taoistischer Schriften von seinem Laptop.
Zurück beim Tempel trafen wir einen Taoisten, der den Boden fegte. Er erzählte uns seine Ansicht, dass „das Universum und der Mensch eins seien“. Buddhismus und Taoismus haben beide große Weisheiten, und so praktiziert er beide.
Am Ende erreichten wir eine Plantage, auf der goldfingrige Zitronen gezüchtet werden, am Fuße des Hügels. Der Manager zeigte uns die Plantage. Freundlich gab er jedem von uns einen Trieb von goldfingrigen Zitronen, bevor wir gingen.
Jetzt ist der Trieb auf meinem Balkon und treibt Blätter. Der andere, den Antje mit nach Deutschland genommen hat, wird wohl auch wachsen.
Anhang
Nach der Reise nach Zhejiang lernten wir viel, aber Antjes wichtigste Frage musste noch beantwortet werden. Ich dachte an meinen Onkel Ma Xiaozhong, der ein Feng-Shui-Meister und Wahrsager ist. Ich rief ihn an, erwähnte nur eine Freundin mit Zweifeln, er schien sofort etwas zu ahnen und sagte: „Für die Menschen, die 1968 geboren wurden, ist es wirklich etwas schwierig dieses Jahr. Ich komme euch morgen besuchen.”
Wie erwartet, hat das Gespräch zwischen ihr und meinem Onkel Antje sehr geholfen.
Das Wissen, das er berührt, ist außerhalb der Zeit und des Orts, zu dem unsere Körper gehören. Dieses Wissen steht nur ein paar Menschen offen, die ein spezielles Talent haben. Wir fühlen zutiefst, dass es so unergründlich ist wie das Universum. Unsere Reise ist nur der Beginn der Erkundung.
Aber.
Wie fängt alles an? Gibt es überhaupt ein Ende? Warum sollten alle Dinge existieren? Warum geschieht das alles? Was ist alles? … …
Mehr und mehr Fragen tauchen auf, während wir versuchten, Antworten zu finden, und so ist es immer. Wahrscheinlich müssen wir uns Leben für Leben mühen, um alle Antworten zu finden.
(Xu Shuxian, Juni 2011, Guangzhou)