Im Rahmen des deutsch-polnischen Kulturjahres entwickeln die Künstlerin Antje Majewski und der Autor Ingo Niermann gemeinsam mit polnischen Tänzerinnen und Tänzern unter der Leitung des Choreographen Tomasz Wygoda das Schauspiel Skarbek, das am 21. Mai im oberschlesischem Bytom am Bytomskie Centrum Kultury (www.galeriakronika.bytom.pl) uraufgeführt wird und am 24. und 25. Mai an die Berliner Volksbühne wandert.

Bytom ist eine Stadt, in der Jahrhunderte lang Erze und zuletzt auch Kohle abgebaut wurden. Viele Häuser stehen schief und sind vom Einsturz bedroht, weil auch direkt unter der Stadt gegraben wurde. Mittlerweile mußten die meisten Minen schließen. Der Fortschritt hat die Bewohner der ehemals prosperierenden Bergwerkstadt zurückgelassen.

Die Menschen in dem Schauspiel Skarbek wollen auf nichts mehr warten. Überstürzt steigen sie in eine verlassene Mine und versuchen, der Erde noch einmal einen Schatz oder ein Abenteuer abzutrotzen. Der Mangel an Luft und Reizen unter Tage versetzt sie in einen Schwindel, ihr Gefühl für räumliche und zeitliche Größenverhältnisse wird gestört. Sie bewegen sich an der Grenze zum Tod, und es scheint, als geriete durch ihr Eindringen auch die verlassene Mine in Bewegung. Skarbek und die Schätze der Erde treten auf.

Skarbek ist eine Figur der oberschlesischen Sagenwelt, ein Gnom, der in verlassenen Minen wohnt und die unterirdischen Schätze hütet. Als Erdgeist ist er den Toten und dem Tod verbunden. Er wacht über den Ethos der Bergleute und bestraft die, die den Berg nicht ernst nehmen. Er kann sich durch Geräusche bemerkbar machen und verschiedene Gestalten annehmen, etwa die eines toten Bergmanns oder einer Maus. Mal spielt er den Menschen harmlose Streiche und amüsiert sie, aber er kann auch rachsüchtig und gefährlich sein. Skarbek ist für die Menschen in diesem Schauspiel unberechenbar. Der Welt des Anorganischen zugehörig, folgt er deren eigenen, den Menschen fremd bleibenden Gesetzen.

Das Schauspiel Skarbek entwickelt sich rein gestisch, ohne Worte. Katrin Vellrath komponiert die elektronische Musik, die in eigentümlicher Rhythmik die Tänze Skarbeks, der Menschen und der Erdschätze anführt.

 

Im Oktober erscheint Skarbek, ein Bildband mit Schallplatte, im Verlag Lukas & Sternberg (www.lukassternberg.com).
Dieses Projekt findet statt im Rahmen von www.buero-kopernikus.org
Büro Kopernikus ist eine Initiative der Kulturstiftung des Bundes.
Regie: Antje Majewski und Ingo Niermann
Bühne und Kostüme: Antje Majewski
Choreographie: Tomasz Wygoda
Musik: Katrin Vellrath
Mit: Witold Jurewicz, Anna Maria Krysiak, Iwona Olszowska, Beata Owczarek, Jacek Owczarek, Janusz Skubaczkowski, Anita Wach, Tomasz Wygoda (Tänzer) und Wlodzimierz Pohl (Marionettenspieler)
Antje Majewski ist bildende Künstlerin. Zuletzt war in Berlin ihre Malerei-Ausstellung Mal de Ojo (Galerie neugerriemschneider) zu sehen.
Vom Schriftsteller Ingo Niermann erschien zuletzt der Protokollband Minusvisionen. Gemeinsam mit Antje Majewski kuratierte er 2004 die Ausstellung Atomkrieg in Dresden.
Tomasz Wygoda lebt als freier Choreograph und Schauspieler in Krakau. Zur Zeit wirkt er unter anderem an Produktionen des W & M Physcial Theatre und des Theatr Stary mit.
Die Komponistin Katrin Vellrath ist die eine Hälfte des Popduos Milch, das im kommenden Herbst ein neues Album veröffentlicht. Die Musik für Skarbek produziert Vellrath gemeinsam mit Christoph de Babalon.