Vor dem Gefängnis (Ostflügel) erstreckt sich ein kleiner Garten – Unser Garten.
Grundlage für die Auswahl der Pflanzen in diesem Garten waren die Herbarien der Rosa Luxemburg, die mit großer Freude und Sachkenntnis botanisierte. Auch in der Zeit zwischen 1915 und 1918, die sie immer wieder im Gefängnis verbringen musste, sammelte sie Pflanzen aus dem kleinen Gefängnisgarten oder ließ sie sich von Freundinnen mitbringen, erfasste und beschrieb sie und trocknete sie in den uns überlieferten Heften. Ich habe mich auf die Herbarien zwischen 1913 und 1917 bezogen und daraus die Auswahl eines kleinen, saisonal erlebbaren Vermächtnisses Rosa Luxemburgs zusammengestellt, welches durch zwei Apfelbäume die Brücke zu Martin Luther bildet.
Links des Weges, sozusagen als Willkommensgruß, steht der ´Martin-Luther-Apfel´, eine Neuzüchtung der Barnimer Baumschulen: ein klassischer Herbstapfel, gelb mit rötlichen Wangen. Rechts des Weges wachsen japanische Quitten, umgeben von Frühlingsanemonen und hochstieligen Primeln, den Himmelschlüsseln. Schräg gegenüber des Martin-Luther-Apfels – sozusagen als Pendant zur Züchtung und eine der Urquellen aller uns heute bekannten Apfelsorten – haben wir Malus Sylvestres, im Volksmund auch ‚Holzapfel’ oder ‚Kirschapfel’ genannt, wegen seiner Fruchtform, die an eine Kirsche erinnert.
Flieder, Sommerschneeball, Lebensbaum, Holunder, Mahonie und Hainbuche werden ergänzt durch Storchschnabel, Tausendschönchen, Cinerarien, Grasnelken, Rittersporn und Steinbrech. In schattigen Bereichen gedeiht Waldmeister und Maiglöckchen. Entlang des Pfades, der durch den Garten führt, wächst Wegerich, der es gut verschmerzen kann, wenn ein paar Fuße ihn treten.